Projektwerkstatt – Leonardo reloaded

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Leonardo "reloaded" - Designer mit Kopierschutz

Leonardo da Vinci ist kein ganz neues Thema für unsere LeseHelden. Im vergangenen Jahr hatten wir bereits ein digitales Projekt zu dem Universalgenie aus dem Herzogtum Florenz. Doch weil es viel mehr zu ihm zu erzählen gibt, als uns Zeit blieb, haben wir eine zweite Runde gestartet. Was ist dran, am „Designer mit Kopierschutz?“ Denn im Rahmen der Veranstaltung „Regensburg liest ein Buch – Die Lügnerin von Ayelet Gundar-Goshen“ haben wir uns auch mit Lügen und Fälschungen im Werk von Leonardo da Vinci befasst und sind dabei auf Erstaunliches gestoßen.

Zu Beginn treffen wir Mitte März auf 7 LeseHeldinnen, die in der Folgewoche noch um zwei LeseHelden erweitert wurden. Wir waren erstaunt, wie bekannt da Vinci bei den Mädels schon war: „Maler, Künstler, Ingenieur. Hat den Taucheranzug erfunden, den vitruvianischen Mensch gezeichnet und die Mona Lisa gemalt.“ Da hatten wir selbst noch nichts von ihm erzählt.

Doch das wurde in dieser und den Folgestunden schnell geändert. Unser VorleseHeld Matthias Nusser hat uns Woche für Woche mitgenommen auf die Reise durch das Buch über Leonardo aus der Reihe „Kinder entdecken berühmte Leute“. Wir haben mit Spannung sein Leben nachverfolgt, seine Kindheit und Jugend, haben die verschiedenen Städte, kennengelernt, in denen er seine Auftraggeber gefunden hat und natürlich die wichtigsten seiner Kunstwerke. So wuchs Stunde um Stunde unser Zeitstrahl am Fenster der Bücherei.

Was haben wir die vergleichsweise kleine Gruppe und die Zeit vor Ort genossen!

Nachdem wir gehört hatte, wie Leonardo in der Werkstatt des Florentiner Künstlers Andrea del Verrocchio zunächst wochenlang nichts anderes gemacht hat, als Farben anzumischen, versuchten wir uns selbst darin. Zwar suchten wir keine Tonerden für die typischen Brauntöne, aber wir experimentierten mit Gewürzfarben. Was für eine herrliche „Batzerei“ im grünen Klassenzimmer. Der Geruch von Curry und Paprika begleitete uns nicht nur diesen Nachmittag, denn selbstverständlich wurden die entstandenen Bilder auch in der Bücherei ausgestellt.

Wir hefteten uns an Leonardos Fersen. Ein umtriebiger Mensch war er. Das Zeichnen reichte ihm nicht. Die Beobachtung der Natur schon im Kindes- und Jugendalter machte ihn zu einem guten Ingenieur, obwohl er nie in den Genuss höherer Schulbildung kam. Seine Tage müssen zu wenig Stunden gehabt haben, bei all den Dingen, die er für sich skizzierte und Geldgebern in ganz Italien anbot, um z.B. durch die Erfindung von Kriegsmaschinerie genug zu verdienen, seine Werkstätten am Laufen zu halten.

Ob seine Sorge vor Fälschungen ihn dazu gebracht hat, seine umfangreichen Codices zu „verschlüsseln“? Wir haben entdeckt, dass sie ein einer Art Geheimschrift verfasst wurden. Von links nach rechts in Spiegelschrift geschrieben. Vielleicht, weil es für den Linkshänder da Vinci einfacher war. Vielleicht aber doch, um es Nachahmern nicht zu leicht zu machen. Aus dem gleichen Grund wird vermutet, dass er in Skizzen seiner schweren Kriegsmaschinen absichtlich Konstruktionsfehler versteckt hat.

Wir haben etliche Entdeckungen gemacht in seinen Schriften. So versuchten wir uns an seinen genialen Konstruktionen und wurden selbst zu Brückenbauern. Erst im Kleinen mit Holzstäbchen. Doch schließlich gelang es den LeseHeldinnen ganz alleine, eine echte, tragfähige Brücke aus Kanthölzern und Brettern zu bauen, die – zumindest kurz – auch unserer mutigen Versuchsperson stand hielt. Schon verrückt, was dieser Mann sich vor rund 500 Jahren schon ausgedacht hat. In einer Realität, in der die einzige „Industrie“ Mühlen waren. Fluggeräte, Wasserpumpen und vieles mehr. Aber wirklich glauben konnten wir – zu Recht – nicht, dass er auch schon ein Fahrrad konstruiert haben soll. Diese Skizze auf der Rückseite eines Originalblattes enthielt viel zu wenig Details und war sichtlich amateurhaft ausgeführt. Und damit befanden wir uns mittendrin im Kunstkrimi.

Warum wird überhaupt gefälscht? Und wie kommt man Fälschungen auf die Spur? Und was passiert mit den Fälschern? Werden sie hart bestraft?

Früher wie heute wird gefälscht, was begehrt ist, haben wir gelernt. Geld kann man damit verdienen, weil bei Kunstauktionen echte Bilder oft hunderttausende Dollar wert sind. Das aktuell teuerste Bild der Welt, der Salvator Mundi, wurde als „der letzte Leonardo da Vinci“ sogar für 450 Millionen Dollar verkauft. Mittlerweile ist man sich sicher, dass es kein eigenständiges Werk von ihm ist…

Solche wichtigen Gemälde, haben wir gehört, werden sogar mit ähnlichen Methoden untersucht, mit denen auch in Kriminalfällen ermittelt wird. Fingerabdrücke, UV-Lampen, Labore, die Röntgenaufnahmen oder Infrarotlichtaufnahmen machen können. Aber manchmal ist es auch viel einfacher, Fälscher zu entlarven.

Denn manchmal malt ein Fälscher Dinge, Kleidung, Gebäude auf ein Bild, die es zu der eigentlichen Entstehungszeit noch nicht gab. Und es ist ein Glück, dass unsere LeseHeldinnen und -Helden so gut aufgepasst hatten in den vergangenen Stunden. Denn so konnten sie blitzschnell entlarven, dass der vermeintlich echte Leonardo da Vinci, den die Bücherei zur Verfügung gestellt bekommen hatte, keinesfalls dem Renaissancemeister zugeschrieben werden konnte.

Tummelten sich auf dem Bild neben Minnie Maus und dem HB Männchen auch die Biene Maja und Pinocchio, das Gebäude der Bücherei und das Obertraublinger Gemeindewappen. Schnell wurde herausgefunden, dass dieses Original dennoch von einem Original stammte: unserem Bürgermeister Rudi Graß! Dieser hielt sich zum Zeitpunkt unserer Veranstaltung in den fernen USA auf. Vermeintlich auf der Flucht, um seiner Haftstrafe als Fälscher zu entgehen. Kurzentschlossen ließen sich unsere LeseHeldinnen bei ihrer Begründung filmen, warum unser Bürgermeister zwar ein guter Maler, aber keinesfalls ein Fälscher sei und deshalb schnellstens auf freien Fuß gesetzt werden müsse.

Vielleicht können wir uns ja gelegentlich über eine Gemäldeausstellung in der Bücherei freuen, mit echten LeseHelden Mona Lisas, dem „Last Abendmeal“ des Bürgermeisters und Collagen des kommenden „Kunstfresserchen“-Projektes.

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