Projektwerkstatt – Kunstfresser

Dieses Projekt wurde unterstützt und gefördert von:

Kunstfresser - Auf der Spur einer Museumsmotte.

Die Kunst lässt uns nicht los bei den LeseHelden. Viel zu großen Spaß haben wir selbst daran, kreativ zu werden. Und wenn sich noch ein, zwei oder sogar drei Helferinnen finden, können wir unsere Ideen auch mit über 20 Kindern umsetzen und müssen niemandem absagen. Und so machten wir uns wieder auf die Reise…

Motten im Museum? LeseHelden der zweiten Klassen haben gelernt, das das nicht immer ganz so eindeutig ist, wie es auf den ersten Blick scheint. Wir haben uns den Motten Herbert und Jolanda auf die Fersen geheftet und mit ihnen spannende (Kunst-) Abenteuer erlebt. Dazu haben wir uns zunächst mal die Frage gestellt, was ein Museum ist, was Kunst ist, und wo man sie finden kann.

Klarer Fall, ein Museum kannte jede/r: „Das ist ein großes Haus mit Sachen von früher.“ Diese Sachen von früher, die unsere jungen Teilnehmer/innen schon einmal besucht hatten waren aber eher Dinos, Insekten, Versteinerungen, Kristalle, alte Schiffe, alte Pferdehalfter oder Pflanzen. Also folgte gleich die nächste Frage: Kunst? Schnell war klar, das kann alles sein: Kleidung, Skulpturen, gebastelte Dinge, Getöpfertes, Bücher, auch ein leckeres Essen kann Kunst sein.

Weil wir aber nur vier Wochen Zeit hatten für unsere Erkundungen und Experimente, wollten wir uns auf die Malerei beschränken. Wir begannen am Anfang mit der Kunst unserer Ur-ur-ur-ur-ur-Ahnen und  starteten wir mit der Felsmalerei der Höhlen von Altamira, Chauvet und Sulawesi. Überall gab es neben Abbildungen unterschiedlicher Tiere auch Handnegative. Und das probierten wir gleich selbst aus. Wir zauberten aus Packpapier und Kreide felsartigen Untergrund und malten mit Wachsmalkreide unsere Handumrisse nach. Fast wie vor 35.000 Jahren die Höhlenbewohner der Altsteinzeit.

In der nächsten Woche machten sich Jolanda und Herbert die Museumsmotte auf den Weg in die Stadt. Um uns darauf einzustimmen, hörten wir von unserem VorleseHeld Matthias Nusser eine Geschichte von Hundertwasser und seinem „Haus für dunkelbunte Träume“. So viele Formen und Farben sind uns da begegnet, die uns spontan auch länger begleitet haben, als eigentlich angedacht. Wir nahmen aber zunächst nur die Idee der bunten Stadt auf und orientierten uns für unsere Kunstwerke an Paul Klees „Roter Burg mit Sonne“. Geometrische Formen, dicht an dicht, das kann man prima drucken und das taten unsere LeseHeldinnen und LeseHelden auch mit großer Lust an Farbe. Gerne nahmen wir abschließend noch einmal die Gelegenheit wahr, gedanklich nach China zu reisen. Das Land, in dem der Holzdruck erfunden wurde, lange bevor Papier in Europa bezahlbar wurde und im 14. Jahrhundert auch hierzulande Künstler wie Albrecht Dürer mit ihren Druckgrafiken berühmt wurden.

Wie im Flug verging die Zeit bis zum nächsten Treffen, die Motten waren im Museum angekommen und wir haben uns nach Wien verirrt. Gustav Klimt lernten wir kennen, seine zeitweise Affinität zu Gold in seinen Portraits, nachdem er viele alte vergoldete Mosaike auf seinen Reisen gesehen hatte. Und nachdem die Kinder fast alle Fotos von sich mitgebracht hatten, die wir auf etwa dieselbe Größe kopiert haben, konnten sie sich im Stile von Klimts Frauenportraits festlich gewandet darstellen. Natürlich fehlte auch ausreichend golden Farbe nicht an diesem Tag, an dem ein ganz besonderer Zauber über den Maltischen hing. Und weil uns auch Hundertwasser nicht losgelassen hatte, legten sich unsere Künstlerinnen und Künstler auch noch ins Zeug, eine bunte Hundertwasser-Häuser-Collage zu schaffen.

Ehe wir uns versahen, war die letzte Woche gekommen. Wir erlebten mit, wie die Kunstfresser-Motten zu Kunst-Rettern wurden und kamen beinahe gänzlich in der kunstgeschichtlichen Gegenwart an. Die abstrakte Malerei von Malewitsch, Mondrian, Mark Rothko und Gerhard Richter hat unsere jungen Nachwuchskünstler kurz am Kunstbegriff zweifeln lassen. Farbfeldmalerei? Können wir auch! Sogar als Kunst mit Mehrwert. Wir haben unsere Farben rot, gelb, blau auf Kork gemalt und konnten somit eine kleine Pinnwand mit nach Hause nehmen. Und damit war bewiesen: Kunst ist vielseitig und überall und in jedem von uns.

Dieses Projekt hat uns wieder einmal gezeigt, wie viel Spaß es macht, uns ausprobieren zu können. Gemeinsam mit den Kindern in die wunderbar vorgelesenen Geschichten einzutauchen, sich auf Fragen einzulassen, Antworten zu finden, Groß und Klein von Goldfarbe verzaubern zu lassen, Ideen mitzunehmen und einzubringen… unbezahlbar.

Am Ende dieser Reise hat jede/r eine eigene kleine Galerie mit nach Hause tragen können: ein A2 Blatt mit all den selbst geschaffenen Kunstwerken aus rund 40.000 Jahren Kunstgeschichte. Beim Abschlussfest konnten alle Eltern einen Blick auf die tollen Ergebnisse werfen und waren zu Recht beeindruckt. Ein Ergebnis, das ohne helfende Hände nicht möglich gewesen wäre. So war es nur mehr als verdient, dass nicht nur die LeseHelden am Ende mit Urkunden belohnt wurden, sondern auch die drei Helferinnen, die sich mit so viel Spaß an der Freude auf unsere Abenteuer eingelassen haben. Vielen Dank dafür auch an dieser Stelle.

 

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